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Niedersachsen

Männe rund Frauen mit blauen Helm auf dem Kopf in Werkshalle

Begehung der Arbeitsplätze im Spraydosenrecycling. Bildnachweis: Hermann Pentermann

Sprühdosen

Sortierarbeiten gehören zu den Aufgaben der neuen Mitarbeiter.Bildnachweis: Hermann Pentermann

Gruppenfoto

Das Unterstützungsnetzwerk beim Pressetermin in der Firma REMONDIS. Bildnachweis: Hermann Pentermann

19. September 2018

Aus der Werkstatt in die Wirtschaft: Erfolgsfaktoren des Budgets für Arbeit bei der REMONDIS Industrie Service GmbH in Bramsche

Seit dem 1. Januar 2018 sind mit dem neuen Bundesteilhabegesetz die Regelungen für das Budget für Arbeit (§61 SGB IX) bundesweit gültig. Sie schaffen neue Anreize für Betriebe und Werkstattmitarbeiter, den Übergang aus der Werkstatt in die Wirtschaft zu wagen. Dies ist bislang jedoch nur wenigen Unternehmen bekannt. Ein Grund mehr, diese neuen Möglichkeiten in der Beratung von Betrieben aufzugreifen und sie mit guten Beispielen bei Runden Tischen zu thematisieren. Bei der REMONDIS Industrie Service GmbH in Bramsche entstand Mitte 2017 im Rahmen einer Beratung durch das Unternehmens-Netzwerk INKLUSION die Idee, das Budget für Arbeit zu nutzen, um in einer Abteilung anstelle von Zeitarbeitnehmern bisherige Werkstattmitarbeiter einzustellen.

Es gelang, mehrere Werkstattmitarbeiter aus der Region Osnabrück erfolgreich zu integrieren. Von ihren Erfahrungen, die sie dabei gesammelt haben, berichteten die Beteiligten am 18. April 2018 anderen Personalverantwortlichen am Runden Tisch beim Industriellen Arbeitgeberverband Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim e. V. Ausgehend von dem Praxisbeispiel bei REMONDIS konnten wesentliche Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung eines Budgets für Arbeit identifiziert und weitergegeben werden.
Im ersten Schritt muss geprüft werden, ob das Modell ins Unternehmen passt. Wichtig ist zunächst die Bereitschaft und Offenheit des Betriebes für die Zusammenarbeit mit Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Alle müssen bereit sein, ein Stück Verantwortung zu übernehmen und die neuen Kollegen bei Schwierigkeiten zu unterstützen.

Gibt es geeignete Tätigkeiten im Unternehmen?
Es ist zu klären, ob passende Arbeitsplätze vorhanden sind. In der Firma REMONDIS gibt zum Beispiel die Tätigkeit das Spraydosenrecycling. Angelieferte Spraydosen müssen zunächst ausgepackt und sortiert werden. Dies sind einfache Routinetätigkeiten, die ohne Zeitdruck und zu flexiblen Arbeitszeiten durchgeführt werden können. Auch verschiedene Teilzeitmodelle sind möglich, die an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst sind. Einfache Routinetätigkeiten, zeitliche Flexibilität und geringer Leistungsdruck erleichtern den Einstieg für potentielle Wechsler aus dem Werkstattbereich, die ja erwerbsgemindert sind.

Passende Mitarbeiter finden
Sind gute Voraussetzungen gegeben, sollten als nächstes die Fachstellen im Netzwerk miteinbezogen werden, um passende Mitarbeiter zu finden. Mit Unterstützung durch das Unternehmens-Netzwerk INKLUSION wurden bei REMONDIS die notwendigen Institutionen beteiligt: Zwei Werkstätten für Menschen mit Behinderungen aus der Region haben Beschäftigte angesprochen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig werden wollten und konnten. Die Werkstätten haben die Mitarbeiter auch bei einer Betriebsbesichtigung, zum Vorstellungsgespräch und im Praktikum begleitet. Anschließend hat der Integrationsfachdienst die langfristige Begleitung der Mitarbeiter und des Betriebes übernommen. Das Integrationsamt ist Ansprechpartner für weitere Förderungen im Einzelfall.
Motivierte und geeignete Mitarbeiter zu finden und dauerhaft zu integrieren, erwies sich auch bei REMONDIS als anspruchsvolle Aufgabe. Für den Betrieb und die neuen Mitarbeiter war es wichtig zu wissen, dass eine Rückkehr in die Werkstatt jederzeit möglich ist, sollte die Integration nicht dauerhaft gelingen. Die Mitarbeiter sind sozialversichert, aber Beiträge für die Arbeitslosenversicherung entfallen, da sie weiter als voll erwerbsgemindert eingestuft werden.

Bei REMONDIS haben die neuen Kollegen vor allem durch das hohe Maß an Loyalität und Engagement überzeugt. Als Werkstattbeschäftigte hatten sie bereits Erfahrungen in unterschiedlichen beruflichen Feldern. Dennoch fiel es den Mitarbeitern schwer, sich an die strengeren Regeln und Vorgaben am Arbeitsplatz zu gewöhnen, die sich vom Werkstattalltag und den Anforderungen auf externen Werkstattarbeitsplätzen stark unterscheiden. Hinzu kamen persönliche Herausforderungen, etwa der Umgang mit dem rapide gestiegenen Einkommen und der Gestaltung des Alltagslebens mit den Angehörigen. Bei REMONDIS führte die gemeinsame Verantwortung zu einem stärkeren Wir-Gefühl, mehr gegenseitiger Rücksichtnahme und einem besseren Betriebsklima.