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Hessen

Menschen im Publikum gucken nach vorn und lachen.

Gute Stimmung: das Publikum der bei der Veranstaltung „Zukunft sichern, inklusiv ausbilden – damit die Chemie stimmt!“Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Zwei Menschen reden auf Bühne

Sandra Hunger, die bei Evonik eine betriebliche Umschulung gemacht hat, im Dialog mit dem Moderator Rainer Schmidt.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Drei Menschen unterhalten sich

Das Netzwerken stand bei der Veranstaltung ebenfalls im Fokus.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Drei Frauen unterhalten sich

Beraterinnen vom Unternehmens-Netzwerk INKLUSION waren auch mit einem Info-Stand vertreten.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Mann hält Rede

Richard Fischels (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Berlin) hält eine Begrüßungsrede.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Mann hält Rede

Kai Weber (Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V., Marburg) bei seiner Rede.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

Mann hält Rede

Peter Clever (Die Arbeitgeber – Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Berlin) übernahm das Schlusswort und gab einen Ausblick.Bildnachweis: Uwe Feuerbach

11. April 2018

Inklusive Ausbildung – ein Thema, das Spaß machen kann! Das bewies die Veranstaltung „Zukunft sichern, inklusiv ausbilden – damit die Chemie stimmt!“ in Darmstadt

Das machten auch die geladenen Arbeitgeber deutlich, die bei der Veranstaltung den rund 130 Gästen von ihren Erfahrungen zum Thema Inklusive Ausbildung berichteten. Das Teilprojekt Hessen des Unternehmens-Netzwerks INKLUSION hatte gemeinsam mit der Firma Evonik in Darmstadt am 11. April 2018 Personalverantwortliche eingeladen, um sie umfassend zur Inklusiven Ausbildung zu informieren. Neben zahlreichen Leistungsträgern waren die vielen Praxisbeispiele zentrale Werbebotschafter für dieses wichtige Thema.

Kunden erleben was möglich ist
So berichtete Andreas Jagic von der Schumacherei Jagic in Obertshausen wie herausfordernd die Ausbildung eines jungen Menschen mit einer Lerneinschränkung sei. Das Miteinander im Betrieb profitiere jedoch davon. Vor allem aber habe es Wirkung auf seine Kunden. „Die müssen damit klar kommen und das tun sie“, sagte er. Negative Rückmeldungen habe er nie bekommen. Im Gegenteil, alle zeigten Verständnis, wenn mal etwas nicht ganz glatt lief. Für ihn sei das ein wichtiger Beitrag zur Inklusion, denn auch seine Kunden erleben, was möglich ist.

„Der Weg war lang, aber er hat sich gelohnt.“
Dass oft mehr geht als man denkt, machte auch Joachim Dörr von der Mühlheimer Pulverbeschichtung GmbH deutlich. Er hat einem jungen Mann, der aus einer Werkstatt für behinderte Menschen kam, die externe Prüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik ermöglicht. „Der Weg war lang, aber er hat sich gelohnt.“ Zuerst erfolgte eine Einarbeitung in die praktische Tätigkeit vor Ort im Betrieb. Das dauerte einige Jahre, aber Joachim Dörr hat nicht aufgegeben und den nächsten Schritt eingeleitet: Er hat den jungen Mann zur externen Prüfung angemeldet. Damit begann die theoretische Vorbereitung. Heute ist alles erfolgreich geschafft, der junge Mann ist weiterhin im Unternehmen beschäftigt. Und das Fazit von Joachim Dörr: „Persönliches Engagement ist schon notwendig, aber das braucht man heute bei allen Auszubildenden.“

„Man muss frühzeitig über Probleme reden.“
Engagement beweist auch die Firma Evonik. Sie hat schon mehrere junge Menschen mit einer Behinderung ausgebildet. Bei der Veranstaltung stellte sie das Beispiel von Sven Jagsch vor, der, trotz hochgradiger Schwerhörigkeit, eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation gemacht hat und heute weiter bei Evonik beschäftigt ist. Auf die Frage des Moderators, wieso er als Schwerhöriger das Berufsfeld Bürokommunikation gewählt habe, antwortete Sven Jagsch: „Es war einfach das, was ich machen wollte. Zum Glück findet ja Kommunikation im Büro oft digital statt.“ Anfangs war schon viel Unterstützung nötig bis die erforderlichen Hilfsmittel vorhanden waren und er und seine Kollegen sich an die Situation gewöhnt hatten. Seine Empfehlung für andere, die er selbst auch heute noch beherzigt: „Man muss frühzeitig über Probleme reden!“

Umschulung als Lösung
Es muss aber auch Arbeitgeber geben, die dafür Verständnis haben. Diese Erfahrung jedenfalls hat Patrik Drzastwa nach einer Krebserkrankung gemacht. Da er seine Tätigkeit als Filialleiter nicht mehr ausüben konnte, hat er nach beruflichen Alternativen gesucht. Nach vielen vergeblichen Versuchen eine Arbeitsstelle zu finden, geht er nun den Weg einer Umschulung zum Kauffmann für Büromanagement. Bei der Paul Becker GmbH in Weiterstadt hat er im letzten Jahr eine betriebliche Umschulung begonnen. Patrik Drzastwa freut sich über diese Möglichkeit und hofft, dass er auch danach einen Arbeitsplatz findet.

"Die Einschränkungen, die man kennt, findet man meist nicht mehr schlimm.“
Der Moderator der Veranstaltung, Rainer Schmidt, selbst ein Mensch mit Grenzen, wie er sagt, interviewte auch Benjamin Jung, der ohne Füße geboren wurde und eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann gemacht hat. Auf die Frage von Rainer Schmidt, der selbst ohne Hände geboren wurde, was schlimmer sei ohne Füße oder ohne Hände geboren zu sein, antwortete Benjamin Jung: „Die Einschränkungen, die man kennt, findet man meist nicht mehr schlimm, daran hat man sich gewöhnt und kann mit ihnen umgehen.“
Ergänzend zu den vielseitigen Beispielen aus der Praxis, stellte Sarah Pierenkemper vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Handlungsleitfäden vor, die für Unternehmen bei der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen hilfreich sind.

Richard Fischels vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und Peter Clever von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände lobten in ihren Beiträgen die Arbeitgeber, die sich schon auf den Weg zur Inklusion gemacht haben.

Die vielen persönlichen Erfahrungen der Praxisbeispiele und die humorvolle Moderation von Rainer Schmidt, prägten den informativen und unterhaltsamen Charakter der Veranstaltung.